Studio Hildebrand

Mag.Art. Christoph Hildebrand

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BREAKING THE WALL

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Reeser Platz
Düsseldorf
2020

Kritischer Kommentar
Ziel ist es auf dem Reeser Platz in Düsseldorf, das dort stehende 39-iger Denkmal kritisch zu kommentieren, zwei unterschiedlich strukturierte Platzhälften räumlich miteinander zu verbinden und eine Brücke zu schlagen von der statisch, nationalsozialistischen Architektur und Denkart zu einem offenen Ort für ein friedvolles Miteinander.

Das 39iger Denkmal
Das Denkmal selbst wird in seiner äußeren Form, sowie auch von der sichtbaren Präsenz nicht behindert. Durch die Hinzufügung eines markanten Satzteils wird die Skulptur jedoch deutlich kommentiert. Die beiden Tore des 39iger Denkmals werden geöffnet, sodass ein Durchgang zu beiden Seiten des Platzes ermöglicht wird. Der bestehende Schriftzug auf der Vorderseite wird durch einen 2. Satzteil in Form einer vorgesetzten Leuchtschrift ergänzt. Die Worte Ehre und Freiheit werden in Anführungszeichen gesetzt.

FUER DES DEUTSCHEN VOLKES ‚EHRE’ UND ‚FREIHEIT’
STARBEN UEBER 60 MILLIONEN MENSCHEN WELTWEIT

Mit dieser kritischen Kommentierung erinnert das 39-iger Denkmal nicht nur an die Toten des 39iger Regiments oder an die deutschen Toten während der Weltkriege, sondern auch an die vielen durch beide Weltkriege zu Tode gekommenen Menschen. Der rückwärtige Teil des Denkmals wird vom Gebüsch und Strauchwerk freigelegt.

Vorplatz
Zur Öffnung des Platzes vor dem 39-iger Denkmal werden sich diagonal schneidende Lichtbänder in das streng geometrisch angelegte Kopfsteinpflaster bodenbündig eingelegt. Auf die Bänder werden an einigen Stellen Sitzflächen montiert um den Besuchern des Ortes Möglichkeiten zum Dialog und der Auseinandersetzung zu ermöglichen. Die wie ein „Mikado“ flach auf den Boden fallenden Lichtbänder brechen die statische Symmetrie des Raumes und nehmen Bezug auf das nationalsozialistische Denkmal. Die „Lichtschnitte“ setzen auch in der Nacht ein deutliches Zeichen der Wahrnehmung.

Grünanalage
Die gesamte Grünanlage hinter dem Denkmal wird neu strukturiert und teilweise neu modelliert.
Alte Obstsorten mit Hochstämmen wie Apfel, Kirschen, Walnüsse, Birnen… haben Bezug zum jahreszeitlichen Erleben und Ernten. Anders als die vorhandenen Platanen und Sumpfeichen geben die Obstbäume dem Platz eine andere, naturnahe Identität. Der Hain verweist auf den friedlich genutzten Reichtum global genutzter menschlicher Kultur.

Beim Begehen des Platzes bieten sich auf der gesamten Fläche mannigfaltige Perspektiven, Sichtachsen, Raum zur Kommunikation, des Erlebens auf unterschiedlicher Ebene. Spielflächen wechseln sich ab mit Rückzugs- Ruhe und Reflexionsorten.
Für die Rückzugs- und Ruheorte werden unterschiedliche, charakteristische Parkbänke aus den an Weltkriegen beteiligten Ländern installiert. Mit den unterschiedlichen Bankgruppen können auf dem großen Reeser Platz kleine, individuelle Räume mit Aufenthaltsqualität entstehen.

Pavillon
Am Zugang Kaiserswerther Straße befindet sich anstelle des bereits vorhandenen Kiosks ein kleiner Pavillon der neben der Kioskbewirtschaftung und einer Toilette, Raum bietet für Informationsmaterialien, sowie als Lern- und Vermittlungsort für Ausstellungen, Kolloquien, Seminare, als auch für Schulen genutzt werden kann. Das Gebäude stellt ein bauliches Gegengewicht zum 39iger Denkmal dar und setzt ein sichtbares Signal an der stark frequentierten Kaiserswerther Straße.

Fazit
Die insgesamt durch den Eingriff resultierende städtebauliche Veränderung öffnet den Reeser Platz, verbindet beide Platzteile miteinander und schafft damit nicht nur eine atmosphärische Veränderung, sie schlägt auch eine Brücke vom statischen Denkmal zum kritischen Erleben auf unterschiedlichen Ebenen. Während im vorderen Teil die Zerrissenheit und Betroffenheit vor dem Krieg kritisch reflektiert und kommentiert wird, ermöglicht der hintere Platzteil Bewegung und Begegnung und setzt ein deutliches Zeichen für ein friedvolles, gemeinsames Miteinander.

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Critical commentary
The aim of the project is to critically comment on the 39iger monument on Reeser Platz in Düsseldorf, to spatially connect two differently structured halves of the square and to build a bridge from the static, National Socialist architecture and way of thinking to an open place for peaceful coexistence.

The 39iger Monument
The memorial itself is not obstructed in its external form, nor by its visible presence. However, the sculpture is clearly commented on by the addition of a striking sentence. The two gates of the 39iger monument will be opened to allow passage to both sides of the square. The existing lettering on the front will be supplemented by a 2nd sentence section in the form of a front-mounted illuminated inscription. The words honour and freedom will be placed in inverted commas.

FOR THE GERMAN PEOPLE ‚HONOUR‘ AND ‚FREEDOM
OVER 60 MILLION PEOPLE DIED WORLDWIDE

With this critical commentary, the 39th Regiment Memorial commemorates not only the dead of the 39th Regiment or the German dead during the World Wars, but also the many people who died as a result of both World Wars. The rear part of the memorial is cleared of bushes and shrubbery.

Forecourt
To open up the square in front of the 39th memorial, diagonally intersecting bands of light will be inserted flush with the ground in the strictly geometric cobblestones. Seating areas will be mounted on the strips in some places to provide visitors to the site with opportunities for dialogue and discussion. The light bands, which fall flat to the ground like a „Mikado“, break the static symmetry of the space and make reference to the National Socialist memorial. The „light sections“ also set a clear sign of perception at night.

Green area
The entire green area behind the memorial is restructured and partially remodelled.
Old fruit varieties with high trunks such as apples, cherries, walnuts, pears… are related to the seasonal experience and harvest. Unlike the existing plane trees and swamp oaks, the fruit trees give the square a different, natural identity. The grove refers to the peacefully used wealth of globally used human culture.

When walking through the square, the entire area offers a variety of perspectives, visual axes, space for communication and experience on different levels. Play areas alternate with places for retreat, quiet and reflection.
For the places of retreat and rest, different characteristic park benches from the countries involved in the world wars will be installed. The different groups of benches can be used to create small, individual spaces with a quality of stay on the large Reeser Platz.

Pavilion
At the entrance to Kaiserswerther Straße, a small pavilion will replace the existing kiosk. In addition to the kiosk management and a toilet, the pavilion will provide space for information materials and can be used as a learning and mediation space for exhibitions, colloquia, seminars and schools. The building provides a structural counterweight to the 39iger monument and sets a visible signal on the heavily frequented Kaiserswerther Strasse.

Conclusion
The overall urban change resulting from the intervention opens up Reeser Platz, connects both parts of the square with each other and thus not only creates an atmospheric change, it also builds a bridge from the static monument to the critical experience on different levels. While the front part critically reflects and comments on the turmoil and consternation before the war, the back part of the square enables movement and encounters and sends a clear signal for a peaceful, common togetherness.